Schülerinnen und Schüler der 9. Realschulklassen der Ludwig-Uhland-Schule setzten sich am 8. und 9.10.24 in einem Planspiel intensiv mit dem Thema Klimapolitik auseinander. Felix Weber, der das Planspiel für die Landeszentrale für politische Bildung durchführte, sieht den Mehrwert dieser Methode insbesondere darin, dass die Schülerinnen und Schüler „am eigenen Leib erfahren, wie schwierig es ist, in der Politik Kompromisse zu finden.“
Nach einem kurzen Quiz zum Thema Klimawandel, bei dem die SuS ihr Wissen testen konnten, vertieften sie einem interaktiven Vortrag „Die Uhr tickt“ ihre Kenntnisse über die schwerwiegenden Folgen des Klimawandels. Dabei konnten sie auf bereits Gelerntes aus den Fächern Technik und Geographie zurückgreifen – etwa zur E-Mobilität und zum Klimawandel. Ziel des Planspiels zum „Green Deal“ ist es, einen mehrheitsfähigen Vorschlag für ein Klimaschutzgesetz der Europäische Union auszuhandeln. Dabei sollen die Schülerinnen und Schüler die Interessen der verschiedenen parteipolitischen Richtungen vertreten und dabei ihre eigenen Anliegen vertreten.
„Weil es abwechslungsreicher ist als ein langer Theorieinput nehmen die Schülerinnen und Schüler auch fachlich mehr mit.“ Felix Weber
Dann war es so weit: Alle Schülerinnen und Schüler schlüpften in Kleingruppen in die Rolle einer Fraktion im Europäischen Parlament. Bevor es danach in die Verhandlungen ging, gab es zunächst noch eine kurze Information zum „Green Deal“, dem zentralen politischen Anliegen der EU, bis 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden.
Entscheidende Merkmale der Methode Planspiel seien, erläuterte Felix Weber weiter, dass das Szenario eine reale Situation abbilde, dass die Schüler ihre Rollen in einem gewissen Rahmen selbst ausfüllen können und vor allem, dass das Ergebnis der Verhandlungen offen sei. Wesentliches Ziel von Planspielen sei es, nicht nur Kenntnisse etwa über die Funktionsweise der Europäischen Union zu erwerben, sondern auch Fähigkeiten wie Argumentieren zu verbessern oder Konflikte lösen zu lernen.
„Es ist ganz schön schwierig gute Argumente zu finden, wenn man gegen etwas ist.“ Aussage einer Schülerin
In ihrer Eröffnungsrede stellten die Vertreter der einzelnen Gruppen ihre Position zum Gesetzesentwurf der EU zum Klimaschutz dar, ob sie beispielsweise für oder gegen Verbrennermotoren seien, oder für oder gegen Atomkraft. Bereits zu diesem Zeitpunkt zeigte sich – wie in der realen politischen Arena – die Vielfalt der Interessen, Überzeugungen und vorgeschlagenen konkreten Maßnahmen.
„Es ist interessant, die unterschiedlichen Positionen der europäischen Parteien zum Klimaschutz kennenzulernen.“ Aussage eines Schülers
Das war die Ausgangslage für eine erste informelle Verhandlungsrunde, in der die Fraktionen Schritte unternahmen, Gemeinsamkeiten untereinander auszuloten. Nach einer kurzen stürmischen Orientierungsphase setzten schnell intensive Gespräche zwischen den Fraktionen darüber ein, welche Änderungen an der Gesetzesinitiative der EU-Kommission vorgenommen werden sollten. Über die vier Änderungsvorschläge dann wurde einzeln abgestimmt. Mehrheiten unter den Schülerinnen und Schülern fanden sich für eine maximale Kaufprämie von € 4000,- für Elektrofahrzeuge und den Ausbau erneuerbarer Energien auf 70 Prozent bis 2030. Keine Mehrheit dagegen gab es für den Ausbau und Weiterbetrieb von Atomkraftwerken, nach der zweiten Verhandlungsrunde allerdings ebenso wenig für die Abschaltung aller AKWs. Bei diesen Entscheidungen blieb es auch nach der zweiten Verhandlungsrunde.
„Wer hat das Gefühl, dass er sich mit seinen Interessen voll durchsetzen konnte?“ So leitete Felix Weber die abschließende Reflexion ein – die wenigsten Schülerinnen und Schüler konnten dem zustimmen. Fast alle dagegen waren der Auffassung, dass es eigentlich mehr darum ging, kleinere und größere Kompromisse auszuhandeln. Dies hielten die Schülerinnen und Schüler auch für sehr realistisch – dass es phasenweise während des Planspiels lauter wurde, eher weniger. „Je mehr Menschen beteiligt sind, umso schwieriger wird es, Kompromisse zu finden“, fasste Weber zusammen. Ob es inhaltlich wirklichkeitsnah war, darüber gab es wiederum unterschiedliche Meinungen. Einig waren sich die Schülerinnen und Schüler abschließend dann wiederum, dass das Planspiel Spaß gemacht habe.